Jo ist 48 Jahre alt und arbeitet als Fitnessberaterin. Bei der Geburt ihres Sohnes erlitt sie eine Verletzung, die letztlich eine Kolostomie notwendig machte. Heute widmet sie ihre Zeit dem Erreichen ihrer Fitnessziele, der Unterstützung von Frauen mit schweren Geburtsverletzungen und der Förderung des Bewusstseins für Stomata.
Mein Name ist Jo und ich lebe mit meinem Mann in Camberley, Surrey, Großbritannien, wo ich ein eigenes Personal Training Studio betreibe. Ich habe einen erwachsenen Sohn. Er ist ein freundlicher, engagierter Mensch, der mir alles bedeutet. Zudem bin ich stolze Stomaträgerin – 2019 hatte ich eine Kolostomie-Operation.
Ich erlitt bei der Geburt meines Kindes eine schwere Verletzung, die zu Stuhlinkontinenz führte.
Mein Weg zu einem Stoma begann 1998, als die Geburt meines Sohnes eingeleitet wurde. Ich war erst 22, und mein Baby war ziemlich groß – das hatte man vor der Einleitung der Geburt leider übersehen. Seine Größe und die durch die Einleitungsmedikamente beschleunigte Geburt führten dazu, dass ich eine erhebliche Dammverletzung erlitt, die die Hebamme fälschlicherweise als Dammriss zweiten Grades diagnostizierte.
Zwei Jahre nach der Entbindung begann ich, unter Stuhldrang und Inkontinenz zu leiden. Es stellte sich heraus, dass es sich bei meinem Riss tatsächlich um einen Riss dritten Grades handelte, eine sogenannte geburtsbedingte Analsphinkterverletzung (englisch: Obstetrical Anal Sphincter Injury oder OASI), die die Analschließmuskeln betrifft, die für die Darmkontrolle und Kontinenz entscheidend sind. Wegen dieser Fehleinschätzung wurde die Möglichkeit einer operativen Korrektur direkt nach der Geburt verpasst. Ein solcher Eingriff hätte meine Lebensqualität und meinen allgemeinen Gesundheitszustand langfristig erheblich verbessern können.
Stattdessen unterzog ich mich jahrelang erfolglosen Eingriffen bis ich mich letztendlich für eine Kolostomie entschied.
Meine Verletzung führte zu einer schweren Beckenbodendysfunktion, Belastungsinkontinenz, verschiedenen Organabsenkungen und Stuhlinkontinenz. Über zwei Jahrzehnte hinweg waren zahlreiche Behandlungen, Eingriffe und Operationen notwendig.
Trotz der Implantation eines Neuromodulators (ein Gerät, das ähnlich wie ein Herzschrittmacher die Sakralnerven zur Kontrolle von Blasen- und Darmfunktionen stimuliert) sowie täglicher rektaler Irrigation, beeinträchtigte die Stuhlinkontinenz mein Leben weiterhin stark. Ich war immer weniger in der Lage zu arbeiten und merkte, wie ich mich mehr und mehr in mein Zuhause zurückzog. Nach über zehn Jahren musste ich meine Teilzeitstelle als spezialisierte Trainerin für kardiale Rehabilitation im National Health Service (NHS) aufgeben – eine Tätigkeit, die ich über mehr als ein Jahrzehnt hinweg trotz zahlreicher Operationen ausgeübt hatte.
Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich, 21 Jahre nach der Geburt meines Sohnes, für eine Hartmann-Operation. Diese Art der Kolostomie-Operation war mir schon früher vorgeschlagen worden. Zu diesem Zeitpunkt zögerte ich jedoch, da mein behandelnder Arzt ein sehr negatives Bild davon zeichnete – das machte mir große Angst. Meine Sichtweise änderte sich, nachdem ich mich mit einer Stomaträgerin angefreundet hatte. Sie schilderte mir ihre Erfahrung mit sowohl einem Ileostoma als auch einem Kolostoma bis hin zu den Herausforderungen mit einer peristomalen Hernie. Der Besuch einer Stoma-Selbsthilfegruppe war ebenfalls von unschätzbarem Wert, denn sie bot mir einen Raum, in dem ich offen über meine Sorgen sprechen und von den positiven Erfahrungen anderer lernen konnte. Von anderen StomaträgerInnen hörte ich vor allem, dass sie sich wünschten, die Operation früher erhalten zu haben. Ich teile diese Meinung mittlerweile.
Mein Stoma hat mir ein neues Leben beschert - und ein Leidenschaft für Aufklärung und Interessenvertretung.
Seit der Stomaoperation habe ich die Freiheit und das Selbstvertrauen zurückgewonnen, die mir gefehlt haben. Ich bin nicht länger durch Inkontinenz eingeschränkt. Ich konnte neue Chancen wahrnehmen, die es mir ermöglicht haben, persönlich und beruflich zu wachsen. Um meine sportlichen Ambitionen zu verwirklichen, trat ich 2021 einem Schwimmverein bei. 2022 erfüllte ich mir dann das Ziel, meine Ausbildung zur Yogalehrerin abzuschließen.
Darüber hinaus habe ich mich persönlichen Fitnessherausforderungen gestellt, um Spenden für Wohltätigkeitsorganisationen zu sammeln, die Frauen mit Geburtsverletzungen und Stomaträgerinnen unterstützen. Ich habe eine 33-Kilometer-Ruder-Challenge in der Halle gemeistert und die „Three Peaks“ in Wales bestiegen – und das, obwohl unterwegs alle Toiletten geschlossen waren. Außerdem bin ich dieses Jahr nach Australien gereist, um meine Familie zu besuchen, was für mich ein wichtiger Meilenstein war. Eine solche epische Reise wurde dank meines Stomas möglich.
Aufgrund meiner Erfahrungen in der Rehabilitation und Genesung verfüge ich über ein besonderes Interesse und Fachwissen im Bereich der Frauengesundheit, insbesondere im Hinblick auf Funktionsstörungen des Beckenbodens und Geburtsverletzungen. Es ist mir ein Anliegen, das Bewusstsein für schwere Geburtsverletzungen zu schärfen und betroffene Frauen zu unterstützen. Im Rahmen meiner Lobbyarbeit und meines Engagements für The MASIC Foundation leite ich eine Selbsthilfegruppe in Surrey und berate Frauen, die sich aufgrund von Geburtsverletzungen einer Stomaoperation oder anderen Operationen unterziehen müssen.
Im Oktober 2025 werde ich mich meiner bisher größten Herausforderung stellen: Der Besteigung des Kilimandscharo in Tansania mit der Wohltätigkeitsorganisation Chameleon Buddies. Ich werde als Mitglied ihres „Climb Kili“-Teams wichtige Spenden für den Bau einer Klinik sammeln, um Frauen in Kenia zu unterstützen, die aufgrund von Geburtsverletzungen Stomata haben.
Ich habe endlich eine neue Normalität mit meinem Stoma gefunden. Es hat mich von dem eingeschränkten Leben befreit, das ich zuvor führte, und ich möchte von nun an das Beste aus meinen Möglichkeiten machen.
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